Donnerstag, 25. Juli 2013

Kürzlich, es war...

...nach einem dieser heißen Tage, hatte ich es mir im Biergarten bei einer großen Gerstenkaltschale gemütlich gemacht. Die Kellnerin stellte mir soeben das beschlagene Glas auf den Tisch und ich wollte durstig danach greifen, als ich eine schwere Pratze auf meiner Schulter spürte. Martin war es, ein alter Kollege aus Lokalredaktionszeiten in Frankfurt, den es seltsamerweise vor einiger Zeit ebenfalls hierhin verschlagen hat. (Naja, so seltsam ist es nicht, denn er konnte und wollte bereits damals den breiten rheinischen Dialekt schlecht unterdrücken - schließlich ist er hier aufgewachsen.)

"Sa´rens, Bäätes", tönte er laut dröhnend durch den Biergarten,"wat häs do denn jejen den Härrn S.?" Und als er meinen fragenden Blick bemerkte, fuhr er fort: "Nojoo, datte demm nitt jewoje bess, datt es doch klor wie nur jett. Dabei däit hä no sing bestes und jävv sisch Möhe...!"

Nun ja. Für mich war dies ein Grund innezuhalten und  einen Moment nachdenklich zu werden. Aber nur einen kurzen. Moment. Habe ich etwas gegen Herrn S.? Bin ich ihm wirklich nicht gewogen? 

Ich kann durchaus mit "Nein" antworten.Ich habe nichts "GEGEN"  Herrn S.. Aber auch nicht "FÜR" Vermutlich ist er privat ein sehr netter Mensch, mit dem ich mich möglicherweise eventuell und vielleicht  unter Umständen an den gleichen Tisch zum Bier setzen würde.

In seiner Funktion allerdings.... 
Ex-Kollege Martin hat seine Frage bereits selbst beantwortet: "Er tut sein Bestes und gibt sich Mühe"

Dieses Urteil ist in Personal-Zeugnissen der absolute Job-Killer. Kaum ein Personal-Chef, der jemand mit diesem Satz im Zeugnis gerne einstellt. Es sei denn, für die schnellen Hilfsarbeiten. Und dann lediglich, wenn es keinen geeigneteren anderen Bewerber für diesen Posten gibt.

Es gibt in der Position von Herrn S. zwei Möglichkeiten: Entweder, er hat Visionen und Vorstellungen, mit und von denen er Menschen überzeugt.  Und er geht als Anführer in diese Richtung. Oder aber, er ist Moderator. Ein verbindendes Element zwischen und über den Parteien, nicht jedoch als parteidienerisches Sprachrohr. (Und mit dem Wort "Partei" sind keinesfalls alleine politische Organisationen gemeint) Wenn schon "Partei", dann hat er Partei für die Bürger und deren Anliegen zu ergreifen. In der Position, die Herr S. in dieser Stadt bekleidet, reicht es nicht, sein Gesicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit in die Kameras der printmedialen Fotografen zu recken und eine unverbindlich-banale Meinung zu allen möglichen Dingen zu verkünden.

 *

So weit dies. Aber das ist lediglich meine Meinung. 

*

Es wurde ein vergnüglicher Abend mit Martin im Biergarten. 
Und wir fanden Paralellen zu früher. Da gab es  einen hessischen Ministerpräsidenten, der die Mitglieder einer bestimmten Partei mit "...Dachlatten aus dem Landtag..." jagen wollte. Er nutzte seinerzeit jede sich nur im Hauch und Ansatz bietende Möglichkeit, um die gewählten Abgeordneten jener Partei zu rüffeln. Kurze Zeit später war er dringend auf die Stimmen dieser Abgeordneten angewiesen. Und wiederum kurze Zeit später konnte er sich endgültig aus der "großen" Politik verabschieden...


(B.Lispel)



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