Samstag, 28. September 2013

Der Tod des Einzelhandels

Dies nun gehört zu den netten, kleinen Freuden, die sich einem ruppig-bösen älteren Menschen wie mir im Alltag bieten: Kürzlich besuchte ich einen guten Freund in Aachen. Den Rückweg nahm ich "querfeldein" über die Dörfer. Kurz vor Euskirchen summte mein Handy, ich fuhr brav an den Fahrbahnrand und hatte meine Frau am Apparat, die mich darum bat, einige Lebensmittel einzukaufen. Brav, wie ich manchmal sein kann, steuerte ich den nächsten Discounter an. Alles in den Einaufswagen gepackt, durch die Kasse und ab zum Wagen. So weit - so gut. 

"Warum erzählt der das?", werden Sie jetzt fragen. Ist doch nichts bei. Wo soll da die "kleine Freude" sein?

Kommt jetzt!

Als ich nämlich die Sachen im Wagen verstaut hatte und den Einkaufs-Chopper zurückbringen wollte, sah ich im Augenwinkel ein mir bekanntes Gesicht hinter dem Steuer seiner Wagens auf den Parkplatz fahren. Es handelte sich um einen in Meckenheim reichlich bekannten Geschäftsmann, Vertreter des Einzelhandels, der mit manchmal geradezu religiös anmutendem Fanatismus auf Kaufhäuser, Supermärkte und Discounter schimpft. Deren Betreiber möglichst Hexenprozesse mit anschließendem Scheiterhaufen wünscht und den Kunden liebend gerne Exorzisten ins Haus schicken würde. Dieser Mann also fuhr auf den Parkplatz und ich dachte mir, - Ooch, setz´ Dich doch mal ins Auto und warte ab! - Hab´ich dann auch gemacht.

Nach etwa einer dreiviertel Stunde kommt er mit übervoll gepacktem Chopper wieder raus. Ich hab´ dann abgewartet, bis er seine Sachen im Wagen hatte. Ausgestiegen, zu ihm hingegangen um einen kurzen Gruß loszuwerden. Zumal wir uns ja immer wieder einmal im Restaurant treffen und ich bei ihm Kunde bin.

"Oh, hallo, auch hier einkaufen?", fragte ich harmlos.

Er zuckte erschrocken zusammen, guckte zu seinem Wagen, Kofferraum war verschlossen und antwortete:

"Nein! In solchen Drecksläden kaufe ich nichts. Die sind der Tod des Einzelhandels. Man sollte sie verbieten!"

Und dabei wurde er nicht einmal rot!

Selbstverständlich nenne ich seinen Namen nicht. Geht schließlich niemanden etwas an, WER, WO, WANN, WIE oder/und WAS einkauft. Oder?


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