Freitag, 20. September 2013

Eine heimatgeschichtliche Erklärung

Warum eigentlich heißt das Baugebiet an Alt-Meckenheim "Kurfürstenquartier"?

So lautete die Frage. Schließlich ist nirgendwo überliefert, dass zu irgendeiner Zeit jemals ein Kurfürst in Meckenheim Quartier bezog.

Hier verschweigen die Geschichtsbücher etwas. Vielleicht aus Scham?
Es war folgendermassen: Seinerzeit, also in grauer Vorzeit, beschloss der große Kurfürst Joseph Clemens, den man insgeheim "den Kleinen" nannte, sich von Köln aus über Bonn reitend nach Trier (oder Daun) in Kur  zu begeben. Ihn plagten Hämorrhoiden (gesprochen: Hämoriden). Gewaltig.

So ritt er fürbaß mit seinem Gefolge durch den Kottenforst. Die Stimmung war gelockert, die Unterhaltung angeregt, die Weinflaschen kreisten. Einzig Joseph Clemens erschien bedrückt. Das hatte seine Ursache darin, dass er mit jeder Reitmeile stärkere Schmerzen bekam. Drückend. Brennend.

Nun kam der Trupp zur Swist. Und Joseph Clemens hatte genug. Er ließ die Reisegruppe zum Lagern anweisen. Riss sich die Hose herunter und hockte sich blanken Gesäßes in die Swift. Welche Labsal! Augenblicklich zog ein erleichtertes und schmerzbefreites Grinsen über sein Antlitz.

Aufgemuntert und schlagartig bester Laune rief er nach einer Flasche Mosel, leerte diese in einem Zuge und schrie sofort nach der nächsten. Nach der dritten schlief er ein. Den Dienern kam die verantwortungsvolle Aufgabe zu, seine Fürstlichkeit ans Ufer zu ziehen, ihn zu bedecken und - abzuwarten. 

Erst drei Tage, etliche Sitzbäder (sowie unzählige Flaschen Mosel-Wein!) später fühlte Joseph Clemens sich zur weiteren Reise gerüstet. Für besonders Neugierige: Es dauerte fast drei Wochen und ungezählte Wasseranwendungen, bis Joseph Clemens samt Gefolge in Trier - oder war es doch Daun??? - eintraf. Dies spielt jedoch für den Lauf der Geschichte keine erhebliche Rolle.

Im Volksmund jedenfalls hieß der Platz in der Swistaue seitdem über fast hundert Jahre "Kurfürstenquartier". Es ist dem eifrig-emsigen Heimatforscher Prof. Dr Julius Maria Schwaatmann zu verdanken, dass diese Ortsbezeichnung wieder bekannt und damit nutzbar wurde.


Hier fühlt sich jeder wie der einstige Kurfürst.




































Foto (B.Lispel)



PS: Da die Stadt Meckenheim momentan für viele Neubauprojekte Straßennamen sucht, haben sich die unabhängigen Mitglieder einer gewissen politischen Gruppierung in den letzten Tagen zur Namensfindungssitzung getroffen. Dem Vernehmen nach kamen dabei Straßen-Namen heraus wie "Boris-Becker-Allee" - weil B.B. seinerzeit mit dem Flieger kommend Meckenheim überquert haben soll; "Straße des Abtritts" - weil das  "Namensfindungskommissionsmitglied", Herr L. (Name der Redaktion bekannt) an jenem Tag unter ...äh, ja,  - äh, litt; "Platz der Promille" - das braucht keine Erklärung -"Unabhängigkeitsstraße" - und ...und ... und. Näheres zu gegebener Zeit.

Berthold Lispel



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