Donnerstag, 17. Oktober 2013

Meckenheimer Klüngel?

Kennen Sie das Wort "mauscheln"?
Der Duden übersetzt es mit:
(umgangssprachlich abwertend) unter der Hand, in undurchsichtiger Weise Vorteile aushandeln, begünstigende Vereinbarungen treffen, Geschäfte machen

und hat ein nettes Beispiel zur Hand: 

(aus dem Duden)
im Gemeinderat wird viel gemauschelt


Im "Wiktionary", dem Wörterbuch von Wikipedia, findet sich die Erklärung zum Wort und seiner Herkunft.


Ich muß zugeben, seitdem ich die Hintergründe nachgelesen habe, nutze ich das Wort "mauscheln" nicht mehr so wirklich gerne. Stattdessen bin ich übergegangen zu "kungeln". Oder, möglicherweise bedingt durch die geographische und sprachliche Nähe von Meckenheim nach Köln,  zu "klüngeln".

(Zu beiden finden sich ebenfalls Erklärungen in Duden und Wiktionary)


Nun kommt soeben mein Nachbar Heinrich vorbei, guckt auf den Bildschirm und fragt: "Eyh, Bööörrrdie, was soll das? Wen interessieren Deine Vorlieben für Worte?"

Kommt jetzt!
Es gibt in der Geschäftsordnung des Meckenheimer Rates den § 7 Abs. 2.  Hierin wird geregelt, welche Dinge in den Rats- und Ausschußsitzungen nicht öffentlich behandelt werden. Dazu gehören Personal- und Disziplinarangelegenheiten, Einzelfälle in Abgabenangelegenheiten,  Angelegenheiten der Rechnungsprüfung mit Ausnahme der Beratung des Jahresabschlusses und der Entlastung des Bürgermeisters (§ 96 Abs. 1 GO NRW). Verständlich, zumal es teilweise um den Schutz von sehr sensiblen Daten gehen kann. 
Wer will (und/oder soll) schon in der nächsten Tageseitung lesen, wem, wann oder warum der Verwaltungsleiter eine Abmahnung geschickt hat, - oder ob Nachbar Heinrich seine Grundsteuer verspätet bezahlt, beispielsweise. (gezielte Ausnahmen können die Regel bestätigen)

Nicht mehr ganz so einleuchtend ist der Ausschluß der Öffentlichkeit bei Punkt d) "Angelegenheiten der zivilen Verteidigung". 
Obwohl - Spione sitzen überall und hören mit!


Gar nicht verständlich jedoch ist der Ausschluß der Öffentlichkeit bei den Punkten b und c, nämlich wenn es um Liegenschaftssachen, Auftragsvergaben, Vertragsangelegenheiten und Rechtsgeschäfte geht.
Das sind Dinge, die jeder Bürger von Meckenheim mittragen muss. Über die deshalb jeder - zumindest jeder Interessierte -  Bescheid wissen sollte!



"Ja, und?", kommt der Einwurf vom Nachbarn Heinrich, "warum mußt Du gerade jetzt darüber schreiben?"



Weil es untergegangen ist in der letzten Ratssitzung. Zwischen dem Versuch des Bürgermeisters, den Rat auf durch Kredite finanzierte Rhenag-Aktienspekulationen einzuschwören und der Klage gegen die Abundanz-Umlage.



Die SPD-Fraktionsvorsitzende Dr. Brigitte Kuchta hatte einen Antrag eingebracht um diese Punkte zu streichen, beziehungsweise zu ändern. 
Im Sinne von mehr Transparenz sollten zukünftig Liegenschaftssachen, Auftragsvergaben, Vertragsangelegenheiten und Rechtsgeschäfte in die öffentlichen Sitzungen integriert werden. 
(Der komplette Antrag läßt sich im Ratsinformationssystem der Stadt/Ratssitzung/9.10.2013 nachlesen)

Der Antrag kam zur Abstimmung und wurde mit den Stimmen von CDU, UWG, FDP und Grünen (sic!!!) abgelehnt. 

Für den Antrag waren SPD und BfM

*
"Ach", -  wieder ein Kommentar vom Nachbarn Heinrich, "dann könnten Verwalter oder Ratsmitglieder  städtische Grundstücke oder Aufträge ohne Ausschreibung verkaufen? Oder Angebote öffnen und die Zahlen einem ihnen genehmeren Bieter mitteilen, damit dieser nachbessert?

"Niemals", 
antworte ich, 
"selbstverständlich können sie das nicht. 
Machen sie auch nicht. 
Wer wird auf solch absurde Ideen kommen!"

Heinrich denkt kurz nach. 
"Dann hat die Abstimmung einen Vorteil gebracht: Wir wissen nun genau, welche Parteien weiterhin mauscheln!"

Worauf ich ihn berichtige:

"Sag doch lieber kungeln! Oder klüngeln!"

****


Gerade jetzt kann ich ohne viel Phantasie 
vor meinem geistigen Ohr zwei Stimmen hören: 


"Jetzt reichts aber!
Transparenz?
Sie reden hier dauernd von Transparenz!?
Für Transparenz haben wir in unserer Stadt ja nun einiges getan!
Die Scheiben am Rathaus sind klar und werden häufig geputzt und gucken Sie mal aus dem Sitzungssaal!
Keine Naturgardinen an den Scheiben!
Transparent eben!"


Sagt die Ratsfrau von der Dings-Partei, die sich gut auskennt.
Und der Ratsherr von der Dongs-Partei?

"Transparenz?
Das geht die Bürger nichts an. 
Dafür werden wir gewählt.
Da hat keiner von den Bürgern mitzureden.
Wo kommen wir denn da hin?
Transparenz.
Hah!"


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